Die besten IT-Spezialisten bewerben sich heute nicht mehr.
Beitrag von Nicklas Reder – Consultant | ONE Agency
Als Personalberater von IT-Spezialisten bekommt man viele Einblicke in die Prozesse und Denkweisen von Unternehmen und HR-Abteilungen, wenn es um die Besetzung von offenen Vakanzen geht.
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern in Europa, fokussieren sich die meisten Verantwortlichen für die Personalbeschaffung in Deutschland bei dem Rekrutierungsprozess auf die falschen Kennzahlen. Die meisten Unternehmen konzentrieren sich bei der Besetzung einer offenen Position auf die offensichtlichen Kosten, die bei der Anstellung anfallen. Dies sind häufig jene, die zum Beispiel für die Veröffentlichung von Stellenanzeigen auf Jobportalen oder für Personalberater getragen werden müssen.
Allerdings werden leider die Opportunitätskosten außer Acht gelassen! Die vermeintlichen Kosten für Stellenanzeigen oder Personalberater sollten als Investition gesehen werden, um die «time-to-hire» so gering wie möglich zu halten. Auch wenn eine Stellenanzeige im ersten Moment günstiger erscheint als die Beauftragung einer Personalberatung, so können die nicht sichtbaren Opportunitätskosten jedoch schnell sechsstellige Umsatzeinbußen zur Folge haben.
Während die schlechten Unternehmen teilweise monatelang darauf warten, dass der perfekte Bewerber sich meldet, können Unternehmen mit der Hilfe von Personalberatern die «time-to-hire» bis auf wenige Tage verringern und dadurch einen immensen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz gewinnen. Einen Vorsprung, der kaum einzuholen ist.
Durch jeden Tag, den eine Stelle unbesetzt ist, verlieren Unternehmen Geld, Projekte, Kunden und schliesslich Marktanteile.
Aber was führte zum Wandel auf dem Arbeitsmarkt für IT-Spezialisten? Zum einen nimmt die geforderte Spezialisierung, die der Arbeitnehmer mitbringen muss, zu. Zum anderen bewirkt der demographische Wandel ein schwindendes Angebot an neuen potenziellen Arbeitnehmern. Dies führt zu einem riesigen Mangel an Talenten auf dem Arbeitsmarkt.
Des Weiteren hat bei vielen Unternehmen das Umdenken im Rekrutierungsprozess noch nicht stattgefunden. Dieser hat sich in den letzten Jahren von einem Personal- und Marketingprozess zu einem Vertriebsprozess gewandelt. Früher war die Gewinnung eines Arbeitnehmers reines Marketing: es wurden Anzeigen geschaltet, die Rücklaufquoten gemessen, bis hin zur erfolgreichen Rekrutierung. Immer mehr mussten die Unternehmen sich besser gegenüber ihren potenziellen Arbeitnehmern verkaufen. Auch heute noch muss ein Unternehmen sich verkaufen; jedoch reicht das meistens nicht mehr aus, um die Experten zu erhalten, die man möchte und vor allem auch braucht!
Die Verantwortlichen in deutschen Unternehmen sollten ernsthaft alle Prozesse bei der Rekrutierung kritisch hinterfragen und dazu die Opportunitätskosten vergangener Neubesetzungen aufschlüsseln.
Ohne Dienstleister ist die schnelle und adäquate Besetzung heutzutage kaum noch möglich und kostet am Ende nur mehr Zeit und Geld. Je früher dies erkannt wird, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit sein, in dem engen IT-Markt als Unternehmen zu überleben.