Eine Kolumne von Nikolaus Bereczky (Performance Manager ONE Agency | www.oneagency.ch)
Kürzlich habe ich mich mit meinem Cousin (einem Software Architekten für ein international tätiges Unternehmen) über seinen Eindruck vom sich rapide wandelnden IT-Arbeitsmarkt ausgetauscht. Wir als Personaldienstleister profitieren jedes Mal von Eindrücken, die uns aus dem „Unternehmensinneren“ geschildert werden. Nur so lernen wir mehr über Vorlieben von Unternehmen und unternehmensinternen Abläufen, und können diesen Unternehmen so eine optimale Dienstleistung erbringen. Daher erachte ich die Meinung eines langjährigen IT-Mitarbeiters hinsichtlich Mitarbeiteraufbau eines Unternehmens und Fachkräftemangel als höchst spannend.
Seine Berichte über die Entwicklungen des IT-Arbeitsmarktes waren besorgniserregend: „Ich bin ständig in Interviews und oft auch auf Kriegsfuss mit unserem internen HR. Sie organisieren uns einfach nicht viele Gespräche und wenn dann mal jemand kommt, dann ist er oder sie kein guter Fit. Einen Vorwurf möchte ich ihnen aber dennoch nicht machen, ihnen fehlen ja die Ressourcen auf diesem leer gefegten IT-Arbeitsmarkt.“ So ähnlich waren
seine Ausführungen hinsichtlich Mitarbeiterrekrutierung und dass seinem gesamten Team
diese Tatsache zu schaffen macht. In der Folge haben wir die Brücke geschlagen zu meinem Beruf. Zu der Branche, die solchen Unternehmen in schwierigen – aber auch weniger schwierigen, sondern vielmehr konzeptionellen – Phasen zuarbeitet. Er hat mich bezüglich meiner Zusammenarbeit mit IT- und SAP-Unternehmen ausgefragt.
Eine Fachkraft ist zwar absoluter Spezialist in seinem Gebiet, kennt aber nicht notwendigerweise den gesamten Arbeitsmarkt seiner Branche. Einige der ganz grossen Player auf dem IT-Arbeitgebermarkt sind IT-Arbeitssuchenden bekannt, hier bewerben sie sich noch selbst (manchmal sogar aus Interesse „was dabei herauskommen könnte“, denn wirklich aktiv sind sie nicht), lassen aber viele andere nicht zu verachtende Möglichkeiten und potenzielle Herausforderungen ausser Acht. Hierfür haben sie selbst oft nicht die Zeit und Ruhe, da ebendies eine Auseinandersetzung mit der Situation auf dem Arbeitsmarkt erfordert. Gleichzeitig hat ein Unternehmen Zeitdruck seine aktuelle Projektlage und Aufträge abzuwickeln und kann sich keine kreativen und kostenintensiven Methoden überlegen wie sie ihr – möglicherweise noch unbekanntes, aber doch sehr spannendes – Unternehmen den Arbeitssuchenden besser vermarkten können. Während des Gesprächs mit meinem Cousin habe ich jedenfalls speziell zum Thema „Zusammenarbeit“ neue Ansichtsweisen aufgedeckt und verstanden, dass sich diese Zusammenarbeit dem aktuellen IT-Arbeitsmarkt anpassen sollte. Jedes IT-Unternehmen möchte seine spezielle Marktnische schliesslich erobern, und dies funktioniert immer noch am besten mit dem wertvollsten Gut eines jeden Unternehmens: seinen Mitarbeitern. Ein Personalvermittler muss so viele Informationen wie nur möglich weitergeben können: einerseits an den IT-Spezialisten, und andererseits an das Unternehmen. Nur so kann er einen Mehrwert für beide Seiten kreieren.
Passt der neue Mitarbeiter langfristig zu unseren Unternehmenszielen? Ist der Software Entwickler qualifiziert genug? Wird dem neuen C++ Spezialisten sein Aufgabenbereich auch in acht Monaten noch Spass machen? Wir leben in einer sehr schnelllebigen Zeit, in welcher Mitarbeiterbindung (zunehmend) schwierig geworden ist. Speziell diese Bindung ist ein sehr wertvolles und auch seltenes Gut geworden. Aktuelle Studien zeigen, dass die Software-Entwicklung die höchste Mitarbeiterfluktuation aller Branchen aufweist. Die Tendenz dieser zunehmenden Fluktuation ist steigend. Ein Ansatz dürfte die externe Unterstützung sein: Unternehmen und Personalvermittler sollten sich als Verbündete verstehen. Als Verbündete gegen die Schnelllebigkeit des IT-Arbeitsmarktes. Zu einem Zusammenspiel von Unternehmen und Personalvermittlung gehört auch ein maximaler Austausch.
Ohne Erwartungen und Wünsche eines Gegenübers zu kennen, kann man ihm auch schlechter – oder nur mit viel Glück – den maximalen Erfolg liefern. Zudem ist Glück ein schlechter Ratgeber, wenn man einen qualitativ hochwertigen Unternehmensaufbau in seine Hände legt. Die Maslow’sche Bedürfnispyramide zeigt sehr gut auf welche Bedürfnisse ein Arbeitnehmer in sich trägt – körperliche Grundbedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, soziale Bedürfnisse, individuelle Bedürfnisse und das Selbstverwirklichungsbedürfnis. Wenn von Unternehmens-, wie auch Personalvermittlungsseite mit dem Bewusstsein gearbeitet wird diese Bedürfnisse zu erfüllen, ist die Zusammenarbeit zwischen Recruitment und Unternehmen an einem idealen Punkt angelangt.
Der Gedanken- und Bedürfnisaustausch muss kongruent zum wachsenden Fachkräftemangel ansteigen. Nur so kann man die besten, oder möglicherweise auch den idealen IT-Spezialisten für sein Unternehmen gewinnen. Und dies bestmöglich nicht für anderthalb Jahre, sondern langfristig. Und am Ende ist jeder glücklich. Diese prekäre Situation auf dem IT-Arbeitsmarkt erfordert ein Zusammenspiel von Recruitment-Spezialisten und Unternehmen. Und dafür ist der Personalvermittler auch da. Weniger als reiner Vermittler oder Verkäufer, sondern viel mehr als Organisator. Da könnte man sich fragen: Was soll ein Recruiter schon “organisieren”? Na, ein Kennenlernen. Mehr nicht. Ein Kennenlernen klingt oftmals banal, kann aber in jeder Hinsicht unseres Lebens einen grossen Mehrwert schaffen. Ob der Funke am Ende überspringt, das kann man nicht nur bei der Liebe oder beim Schliessen neuer Freundschaften schlecht planen. Dieser Funke macht auch der Mitarbeiterfindung zu schaffen. Man kann jedoch alles dafür getan haben, diesen potenziellen Funken durch ein erstes Vorstellen zu generieren.